Das Gedenkprojekt Stolpersteine
Ganz aktuell! Das 21. Buch aus der Serie Biographische Spurensuche ist gerade erschienen:
Susanne Rosendahl, Stolpersteine in der Hamburger Neustadt und Altstadt.
Sie können es über die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg beziehen.
Hier finden Sie
- Allgemeine Informationen: Wie ist das Projekt entstanden, wie hat es sich entwickelt?
- Stolpersteinbiografien, die ich verfasst habe, s. unten
- Übersetzungen einiger Biografien ins Englische, s. unter dem jew. Namen
Allgemeines: Stolpersteine in Hamburg und Wandsbek
Im Sommer 2002 hat der Hamburger Peter Hess begonnen, für die Verlegung von Stolpersteinen in Hamburg zu werben und versucht, das Gedenkprojekt des Kölner Künstlers Gunter Demnig hier zu etablieren. Er traf sogleich auf offene Ohren bei Offiziellen und Privatleuten. Hamburger Bürger und Bürgerinnen setzten sich ehrenamtlich für die Verlegung der kleinen quadratischen Gedenkplaketten ein. Patenschaften von einzelnen oder Gruppen, von Schulklassen und Berufsverbänden wurden eingeworben. In der Erinnerungskultur schien ein frischerer Wind zu wehen. Durch die Stolpersteine wurden Menschen nicht nur zu Geschichtsforschern, sie wandten sich auch einer Thematik zu, die vielfach mit Berührungsängsten behaftet war, nämlich den im Nationalsozialismus ermordeten Menschen. Und sie verorteten dieses Wissen mit einer Adresse in ihrer Stadt, dort, wo die Stolpersteine ihren Platz finden sollten.
Ich habe Ende 2002 von dieser Idee erfahren, nachdem die Bezirksversammlung Wandsbek beschlossen hatte, die Verlegung von Stolpersteinen auf den städtischen Gehwegen zu genehmigen. 2003 habe ich mit den Recherchen begonnen und mich dabei auf die jüdische Bevölkerung Wandsbeks konzentriert. Das lag nahe, denn viele Namen waren mir bereits bekannt, schließlich hatte ich 1989 das Buch "Die Juden in Wandsbek" veröffentlicht. Eine gewisse Schwierigkeit bestand nun darin, die damaligen Adressen mit den heutigen in Übereinstimmung zu bringen, um die Stolpersteine möglichst genau zu platzieren. Das war manchmal gar nicht so einfach, schließlich hatten Kriegszerstörungen und Straßenumbenennungen an manchen Stellen das Straßenbild völlig verändert.
Im Jahre 2004 konnten die ersten Stolpersteine in Wandsbek verlegt werden, in den Jahren 2006 bis 2008 kamen weitere hinzu. Unter meiner Mitwirkung sind es etwa 60 geworden, doch dabei sollte es nicht bleiben. Verschiedene Initiativen haben für Homosexuelle,für Opfer der Euthanasie oder für andere Opfergruppen Stolpersteine verlegt.
Die Bezirksversammlung Wandsbek hat das Projekt weiter unterstützt. Um auf die Stolpersteinidee aufmerksam zu machen und Patenschaften einzuwerben, haben die Grafikerin Eva-Maria Nerling und ich einen Flyer mit 15 Namen und Adressen erstellt. Aus dieser Arbeit ist schließlich eine Präsentation mit Kurzbiografien hervorgegangen, die den Mittelpunkt der Gedenkveranstaltung am 27. Januar 2005 bildete.
Etwa 2006 erschien das Buch von Beate Meyer mit Stolperstein-Biografien vom Hamburger Grindelviertel. Im selben Jahr entschloss sich Rita Bake von der Landeszentrale für politische Bildung in Hamburg, Stadtteilbroschüren herauszubringen mit Biografien von NS-Opfern, für die bereits Stolpersteine verlegt waren oder in Kürze verlegt werden sollten. Mittlerweile sind um die 20 Bände erschienen.
Ferner hat eine Gruppe von Medienstudenten einige Biografietexte vertont, abzurufen unter der Site der Hamburger Stolpersteininitiave, s. unten
Die zahlreichen Stolpersteine in der Stadt haben nicht nur positive Reaktionen hervorgerufen. Während mancher Verlegung gab es auch Kritik von Hausbewohnern oder Passanten, die sich von der augenfälligen Erinnerung in ihrer Straße gestört fühlten. So wurden Stolpersteine gleich nach der Verlegung entfernt, beschmiert oder gar zerstört, so geschehen 2013 im Stadtteil Rotherbaum, vor dem früheren Versorgungsheim Farmsen und vor der JVA-Gedenkstätte Fuhlsbüttel. Zu vermuten ist, dass der Vandalismus politisch oder schwulenfeindlich motiviert ist.
Bisher sind von Gunter Demnig oder von Beauftragten über 5.500 Stolpersteine in Hamburg verlegt worden.
Die Aufnahme zeigt Stolpersteine im Auto von G. Demnig vor ihrer Verlegung.
Meine Bitte an Paten und Nachbarn: mehr darauf zu achten, dass die Stolpersteine keinen vernachlässigten Eindruck machen. Einmal im Jahr - im Mai - ruft die Stolperstein-Initiative die Bevölkerung zum Putzen auf.
Hier geht's zur Website der Hamburger Stolperstein-Initiative. dort können Sie sich über eine Patenschaft informieren. bzw. diese beantragen.
http://stolpersteine-hamburg.de Alle Biografietexte sind online gestellt.
Die von mir verfassten Biografien finden Sie auch hier:
Stolpersteinbiografien Wandsbek A-H
Stolpersteinbiografien Wandsbek I-K
Stolpersteinbiografien Wandsbek L-S
s. auch meine Biografien über Paul und Irma Freundlich
und die Familie Meiberg
Übersetzungen der Biografien ins Englische finden Sie hier.