Victor, Willy
Jurist, geb. 20.1.1876 in Posen, gest. 2.4.1956 Israel
Dr. Willy Victor mit Frau und Tochter
V. kam 1904 mit seiner Frau Lisbeth, geb. Rinteln nach Wandsbek, wo er sich als Rechtsanwalt und Notar niederließ. Obwohl nicht religiös, machte er die Stärkung der jüdischen Gemeinschaft nach innen und außen zu seiner Sache. So wurde er 1905 Mitbegründer des Jüdischen Volksvereins, trat 1906 dem Vorstand der zionistischen Ortsgruppe Hamburg bei und verfasste 1913 eine Abhandlung über den schwierigen Weg der Emanzipation der Juden in Schleswig-Holstein.
Seit 1914 vertrat er als Stadtverordneter die SPD in Wandsbek, nach der Kriegsteilnahme fungierte er 1920 als unbesoldeter Stadtrat. Die jüdischen Belange behielt er weiterhin im Blick als Mitglied der Jüdischen Gemeinde Wandsbek und durch seine langjährige Tätigkeit im Verband der jüdischen Gemeinden Schleswig-Holsteins und der Hansestädte. Bereits im April 1933 wurde V. als Jude und Sozialdemokrat von der SA verfolgt. Er versteckte sich vorübergehend bei Verwandten in Altona und reiste dann in die Schweiz aus, wohin ihm die zurückgelassene Familie nachfolgte, um gemeinsam nach Palästina zu emigrieren. Dort setzte sich V. als Mitherausgeber eines Mitteilungsblattes für Einwanderer aus Deutschland wiederum für andere ein. Der Versuch, als Geschäftsmann in Tel Aviv Fuß zu fassen, scheiterte jedoch. Gezwungen, sein Unternehmen nach vier Jahren aufzugeben, verlor V. den Großteil seiner aus Deutschland geretteten Kapitalanteile. Auch als Gemüse- und Blumenzüchter gelang es ihm nicht, den Lebensunterhalt ausreichend zu sichern, zumal er erkrankte, mehrfach operiert werden musste und schließlich fast erblindete. Erst 1954, knapp zwei Jahre vor seinem Tod, besserte sich seine finanzielle Situation, als Entschädigungszahlungen aus Deutschland eintrafen.
Astrid Louven
veröffentlicht in: Das Jüdische Hamburg, Ein historisches Nachschlagewerk, Hrsg. vom Institut für die Geschichte der deutschen Juden, Göttingen 2006, von mir ergänzt.